Das Leben 2.0
Am 18. Juni besuchten die Ärzte Dr. Arthur Lederer und Dr. Tim Eiser unser Gymnasium und hielten einen informativen Vortrag über Organspende für die 10. Jahrgangsstufe. Sie betonten, dass es ihnen nicht darum ginge, zum „Ja“ zu überreden, sondern Organspende in der Familie zum Gesprächsthema zu machen. Jeder sollte seine Entscheidung schriftlich auf einem Organspendeausweis festhalten und seine Angehörigen informieren.
Die beiden Anästhesisten erklärten die aufwendige Feststellung des Hirntods, um Ängste vor frühzeitiger Todeserklärung zu nehmen.
Obwohl viele Menschen in Deutschland der Organspende positiv gegenüberstehen, dokumentieren dies nur wenige. Deutschland hat noch immer die Entscheidungslösung, während in den meisten europäischen Ländern die Widerspruchsregelung gilt. In Deutschland gab es 2022 nur 869 Organspender, wodurch es auf einem der letzten Plätze in Europa liegt.
Doch was bedeutet dies für die Betroffenen? In Deutschland warten zurzeit über 9400 Menschen auf ein lebensnotwendiges Organ wie Niere, Leber, Herz, Bauspeicheldrüse, Lunge oder Darm. Täglich erhalten 10 Patienten die rettende Transplantation, jedoch sterben auch jeden Tag etwa zwei bis drei Menschen, weil es nicht rechtzeitig einen passenden Spender gibt. Ein Nierenpatient wartet im Schnitt acht Jahre und muss sich während dieser Zeit dreimal wöchentlich der belastenden Dialyse unterziehen.
Den Schülerinnen und Schülern wurde erläutert, welche Aufgaben die DSO (Deutsche Stiftung Organtransplantation) hat: sie klären die Spendereignung, führen Untersuchungen beim Patienten durch, organisieren die Spendenentnahme und betreuen die Angehörigen des Toten.
Aber geht das alles wirklich die Schülerinnen und Schüler einer 10. Klasse schon etwas an? Ganz klar: ja! Schon mit 14 Jahren dürfen sie den Widerspruch zu einer Organspende auf einem Ausweis ankreuzen, ab dem vollendeten 16. Lebensjahr auch die Einwilligung.
Ganz andächtig und still wurde es, als die ebenfalls eingeladene ehemalige Patientin Caro Schambeck zu den Schülerinnen und Schülern sprach. Eindrucksvoll erzählte sie ihnen von ihrem Leidensweg mit der unheilbaren, genetisch bedingten Krankheit Mukoviszidose. Seit ihrer Geburt kämpft ihr Körper mit zähflüssigem Sekret, das Lunge, Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse verstopft und bei ihr schon in der Jugend trotz zahlreicher Therapien, täglicher Infusionen, vielen Medikamenten und Physiotherapie zu einer chronischen Lungenentzündung führte. Caro bemühte sich weiterhin positiv zu bleiben. Sie machte so viel Sport wie möglich, absolvierte das Abitur und studierte. Mit 28 Jahren hatte sie jedoch nur noch 18% Lungenfunktion und war auf ständige Unterstützung bei der Atmung angewiesen. Nach einem Jahr auf der Warteliste wurde die junge Frau dann endlich im August 2019 zwölf Stunden lang operiert. Erst nach acht Monaten Krankenhaus und Reha konnte sie wieder nach Hause gehen. Heute ist Caro fit: sie kann mittlerweile ohne Geräte Schifahren und Radfahren, hat das Klettern neu gelernt und arbeitet als Bauleiterin am Deutschen Museum. Trotz weiterhin vieler Therapien, täglich zahlreicher Medikamente und einigen Einschränkungen endete der Vortrag von Caro Schambeck mit den Worten: DANKE für mein „Leben 2.0“.
Weitere Informationen finden Sie unter https://www.dso.de.
K. Stahl